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Mit der Mekong Pearl vom goldenen Dreieck in die alte Königsstadt Luang Prabang, Teil 4

Von Sibylle von Kapff

Morgens ist der Blick aus dem Fenster der Kabine grandios: Die aufsteigenden Nebelschwaden an den Ufern des Mekong zaubern eine unwirkliche Atmosphäre in die Landschaft, und das Frühstück selbst wird zur Nebensache. Das üppige Grün am Ufer tut einfach nur gut  – vor allem, da wir uns schon nach den ersten Wintermonaten so sehr danach sehnen.

Dann legt das Schiff ab. Ein leichtes Vibrieren geht durch den Rumpf, langsam entfernt sich die Mekong Pearl von der betonierten Anlegestelle. Einer der Angestellten, der soeben noch die Seilvertauung gelöst hat, springt im letzten Moment auf das Unterdeck – es geht los.

Manchmal auf Reisen ist man aufgeregt, manchmal genießt man einfach nur. So wie jetzt. Vor allem vom ganz oben liegenden Panoramadeck aus ist die Sicht überwältigend – der Fahrtwind bläst erstaunlich stark und es geht zügig voran.

Den ersten Stopp nach dem Mittagesssen legen wir im Örtchen Houayxay ein und wir betreten erstmals laotischen Boden. Es ist ein aufregendes Gefühl, in einem Land zu sein, das so geheimnisvoll und unbekannt für uns ist, so faszinierend und so weit weg von all dem, was uns vertraut ist. Wir können kaum mehr aufhören zu fotografieren.

Nach der Besichtigung eines Tempels steht der Morgenmarkt auf dem Programm. Der ist nun wirklich faszinierend, das Angebot ungleich exotischer, als wir es je auf einem thailändischen Markt gesehen haben. Wie wäre es mit ein paar Schweineaugen? Singvögelchen am Spieß? Dem gegrillten Darm eines Wasserbüffels – nebst Inhalt selbstverständlich? Das ist jetzt kein Scherz. Manches wirkt auf uns wirklich schaurig, doch gerade das übt einen unheimlichen Reiz aus.

Eine kurze Weiterfahrt mit dem Schiff,  dann wechseln wir auf ein  kleines Boot. Wir besuchen die an einem Nebenarm des Mekong gelegene Dorfschule, die von der Reederei unterstützt wird. Sechs Jahre Schulpflicht gibt es in Laos, um die Einhaltung kümmert sich aber letztendlich keiner so recht. An dieser Schule werden in etwa 70 Kinder unterrichtet, die erste und zweite Klasse gemeinsam, die dritte und vierte Klasse separat. Danach müssen die Kleinen in eine andere Schule an der Flussmündung wechseln. Nachwuchssorgen wie bei uns gibt es hier nicht: Eine durchschnittliche Familie hat drei bis sechs Kinder, in den Bergstämmen sind sogar zehn bis zwölf üblich.

Die Klassenzimmer sind schlicht und zweckmäßig eingerichtet, von einem Whiteboard wie es an deutschen Schulen oft eingesetzt wird, ist man hier Lichtjahre entfernt. Lehrer werden in Laos sehr schlecht bezahlt. Sie sind vom Staat angestellt und werden willkürlich in den verschiedensten Regionen des Landes eingesetzt und ein Mitspracherecht über den Unterrichts- und somit auch Wohnort haben sie nicht.

Aufgrund eines Feiertages ist heute zwar schulfrei, doch trotzdem halten sich viele Kinder auf dem Gelände auf. Sicherlich sind wir der Grund dafür. Sogar ein Ständchen bekommen wir geboten. Abgesehen davon scheinen die Schüler auch in ihrer Freizeit gerne hier zu sein, bolzen auf dem Fußballplatz oder spielen Rattanball. Der geflochtene Ball, der heute allerdings meist aus Kunststoff besteht, wird mit den Füßen über ein Netz gespielt. Wichtigste Regel: er darf den Boden dabei nicht berühren. Ein Mädchen dieses Dorfes hat es sogar bis in die Nationalmannschaft geschafft. Erstaunlich, wenn man bedenkt wie klein dieses Dorf ist.

So neigt sich ein ausgefüllter Tag dem Ende zu. Morgen werden wir den ganzen Tag auf der Mekong Pearl verbringen. Genug Zeit also, um das Schiff und die Aussicht auf den Fluss zu genießen.

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